Die Rhön unter einem Dach
Neueröffnung des Rhönmuseums
Am Sonntag 30. März 2025 öffnen sich die Türen des neuen Rhönmuseums in Fladungen. Nach der feierlichen Eröffnung für geladenen Gäste am vergangen Sonntag startet das Rhönmuseum mit einem Tag der offenen Tür für das Publikum. Besuchende erhalten am Sonntag bei freiem Eintritt und öffentlichen Führungen -mit Museumsleiterin Eva-Maria König- einen ersten Einblick in das neue Kulturangebot der Rhön.
Das Rhönmuseum im Herzen der Fladungen Altstadt kann auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken und verfügt über umfangreiche kultur- und naturhistorische Sammlungen, deren Bedeutung weit über die Grenzen der Rhön hinausreichen.
Seine Gründung im Jahre 1921 verdankt das Rhönmuseum dem Bezirksamtsmann Dr. Alfred Jacob (1874-1951), der den Gründungsgedanken in seiner Eröffnungsrede wie folgt formulierte: „Das Institut verfolgt nicht nur den Zweck, ein Bild von der Geschichte und der wirtschaftlichen Entwicklung des Bezirkes […] zu geben, sondern es erfaßt das weite Gebiet der ganzen Rhöngegend überhaupt“. Seine Idee eines grenzübergreifenden Museums für die Region Rhön wirkt bis heute nach. Das neue Rhönmuseum rückt diesen Gründungsgedanken – eines Museums für die gesamte Rhön – künftig in den Fokus.
Der Gründungsimpuls des Rhönmuseums findet sich in einer Zeit, in der allgemeinhin das Verschwinden althergebrachter Lebensformen und Techniken diagnostiziert wurde. Die frühe Sammeltätigkeit des Rhönmuseums lässt sich somit als ein bewusstes Innehalten verstehen und bietet zugleich ein Erklärungsmodell für den Versuch, die Rhön als „einheitlichen Kulturraum“ zu beschreiben, der sich nicht zuletzt in der Begrifflichkeit „Rhönmuseum“ manifestiert.
In den Anfangsjahren sammelte das Rhönmuseums neben Regionalgeschichte verstärkt auch naturkundliche Belege der Rhön, darunter Insektensammlungen und Herbarien. Der Aufwind des noch jungen Rhönmuseums fand durch die bald folgenden Kriegsjahre einen abrupten Abbruch. Unter Mitwirkung der Landesstelle für Denkmalpflege in München erfolgte in den Nachkriegsjahren ein systematischer Sammlungsaufbau, der fortan die Volkskunde stärker in den Fokus rückte und somit das Profil des Rhönmuseums nachhaltig prägte. Der einstige Gründungsgedanke eines Gesamt-Rhönmuseums verlor im Laufe der Geschichte an Präsenz – mit der Innerdeutsche Grenze wurde ihm später auch politisch ein Ende gesetzt. Die historisch gewachsenen Sammlungen des Rhönmuseums spiegeln somit auch die realpolitischen Geschehnisse des Grenzlandes Rhön wieder.
Eine Zukunft für das Rhönmuseum
Nach Besucherrekorden in den 1980er Jahren im Zuge des Grenztourismus waren die Folgejahre von fehlenden Gästen, fehlenden Ressourcen und fehlenden Perspektiven geprägt. Nicht nur die Rhön hatte sich gewandelt, sondern auch die Ansprüche an ein Museum! Es galt nun die Zukunft des Rhönmuseums neu auszuloten – Machbarkeitsstudien, Bürgerworkshops und Finanzierungspläne säumten den Weg.
Nach einer umfangreichen Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes sowie der Formierung eines neuen Trägers (Landkreis Rhön-Grabfeld und Stadt Fladungen) im Jahr 2015 war das Fundament für die Zukunft des Rhönmuseums gelegt. Das 2016/2017 entstandene Konzept von Frankonzept bildete die Grundlage und wurde seither weiterentwickelt. Die Neuausrichtung wird gefördert durch den Bezirk Unterfranken, LEADER, die Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern, den Landkreis Rhön-Grabfeld und die Stadt Fladungen.
Die Rhön in ihrer Vielfalt
Im Laufe der vergangen 100 Jahre durchlebte das Haus zahlreiche Wandlungen, doch der einstige Gründungsgedanke blieb lebendig: der Wunsch, ein Museum für die gesamte Rhön zu schaffen und grenzübergreifend zu wirken. Während die frühe Sammlungstätigkeit dem Versuch folgte die Rhön als „einheitlichen Kulturraum“ zu beschreiben, möchte das neue Rhönmuseum die Rhön in ihrer Diversität und ihrem Facettenreichtum präsentieren. Denn die Rhön ist vielfältig: sie ist Stadt und Land, Industriestadtort und Agrargebiet. Sie ist hessisch, bayerisch und thüringisch zugleich. Sie ist Heimat der Rhönerinnen und Rhöner und ihrer Artefakte. Diese Diversität soll im künftigen Rhönmuseum sichtbar werden.
Die Rhön aus unterschiedlichen Perspektiven
Auf vier Ebenen mit jeweils 250 bis 270 qm Ausstellungsfläche können Besuchende künftig die Vielfalt der Rhön unter einem Dach erleben.
Während die kurzweiligen Themeninseln im neuen Foyer bewusst mit Rhöner Klischees spielen, nähert sich die neue Dauerausstellung der Rhön aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Die erste Ebene richtet den Blick von außen auf die Rhön, sie erscheint als „Interventionslandschaft“, welche von externen Machthabenden und Interessensgruppen beherrscht, erforscht und geformt wurde. Diesem steht der Blick der Rhönerinnen und Rhöner auf ihre Heimat entgegen, welche ihre Lebenswelt aktiv gestalteten und gestalten. Dieser Perspektivwechsel soll dazu anregen, die Region differenzierter zu betrachten und ermöglicht zugleich die Verknüpfung von Geschichte und Gegenwart. Das neue Konzept greift somit aktuelle Diskurse eines multiperspektivischen Geschichtsbewusstseins auf und verneint zugleich eine linear-chronologische Geschichtsnarration – nicht die historische Abfolge, sondern die Interessen der Besuchenden gestalten den Rundgang.
Neben der neuen Dauerausstellung laden künftig zwei Sonderausstellungen pro Jahr dazu ein, aktuelle kunst- und kulturgeschichtliche Themen der Region Rhön zu erkunden. Die Sonderausstellungen bilden ein wichtiges Element um Einzelthemen genügend Raum zu geben und stets neue Angebote für Besuchende zu schaffen.
Ein Forum für die Rhön / Rhönforum
Als Regionalplattform möchte das Rhönmuseum aktuelle Themen anstoßen und Raum für aktuelle Fragestellungen bieten. Hierfür ist ein gesonderter Veranstaltungs-, Verweil- und Aktionsraum entstanden, welcher auf partizipativer Weise der Kernfrage nachgeht: Was ist die Rhön?
Das Rhönforum ist ein Forum für die Rhön bzw. ein Forum für die Rhönerinnen und Rhöner. Ein Raum in den Themen eingebracht werden können, in dem Dialekt gepflegt werden kann, in dem man sich zu Spiel und Austausch treffen kann. Ein dritter Ort – ein Ort der Partizipation!
Das Rhönmuseum versteht sich als inklusiver und diskursiver Ort mit offenen Türen. Ein kleines Museumscafé, ein Museumshop, zahlreiche Sitz- und Leseecken sowie ein umfangreiches Vermittlungsangebot heißen Einheimische und Touristinnen und Touristen künftig willkommen und sind wichtige Wegmarken eines besucherorientierten Museums. Als serviceorientiertes Museum rückt das Rhönmuseum seine Besucherinnen und Besucher in den Fokus und schreibt als Regionalmuseum Regionalität und Bio groß.
Mit dem neuen Rhönmuseum im Herzen der Fladunger Altstadt, verfügt die bayerische Kleinstadt über zwei großen Museen – eine Besonderheit. Die enge Kooperation mit dem Fränkischen Freilandmuseum wird durch einen gemeinsamen Verbindungsweg zwischen den Häusern auch nach außen sichtbar und lädt zum Verweilen ein. Das Rhönmuseum im Dreiländereck lädt ab dem 30. März 2025 Groß und Klein dazu ein, die Vielfalt der Rhön unter einem Dach zu erleben.
Öffnungszeiten:
Dienstag – Freitag 9.00 - 17.30 Uhr
Samstag – Sonntag 10.00 - 18.00 Uhr
Montag geschlossen
Eintritt:
Erwachsene: 6 Euro
Ermäßigt: 4 Euro
Familien: 15 Euro
Am Sonntag, 30. März 2025, 10-18 Uhr, freier Eintritt;
öffentliche Führungen, 14 Uhr ökumenische Segnung
Rhönmuseum
Marktplatz 1
97650 Fladungen